„Schicksalstag der Deutschen“ – diesen seltsamen Titel trägt der 9. November, resultierend aus zahlreichen Ereignissen, die an diesem Datum im vergangenen Jahrhundert passiert sind. Viele davon sind keine Ereignisse des Fortschritts, aber keiner davon ist schicksalhaft.

Da wäre der 9. November 1923, als deutsche Faschisten und Militaristen den Hitler-Ludendorff-Putsch begannen und (ihrem italienischen Vorbild nach) einen „Marsch auf Berlin“ begannen. Schon 1920 gab es den reaktionären Kapp-Lüttwitz-Putsch, den die Arbeiterklasse durch einen Generalstreik niederzwang. Der wurde allerdings noch in München gestoppt, denn zu dem Zeitpunkt stand noch nicht die stärkste Fraktion des deutschen Kapitals hinter Hitler und Co., weswegen die Machtübertragung erst zehn Jahre später erfolgte.

Was der Faschismus an der Macht bedeutet, das zeigte er früh, indem er die Organisationen der Arbeiterbewegung verbot und KommunistInnen, AntifaschistInnen und der NS-Ideologie nach „Minderwertige“ verfolgte, internierte, folterte und tötete. Am 9. November 1938 wurden bei der Reichspogromnacht hunderte Jüdinnen und Juden ermordet, Synagogen in Brand gesteckt, Geschäfte und Wohnungen geplündert. Auch daran war nichts schicksalhaft, denn das Schüren von Rassismus ist bis heute wesentliches Element reaktionärer und faschistischer Ideologie und der Faschismus an der Macht bedeutet offener Terror gegen die eigene Bevölkerung.

Als am 9. November 1989 die deutsch-deutsche Grenze zwischen Ost- und Westberlin geöffnet wurde, war auch das kein Ereignis, das so kommen musste. Vorausgegangen waren Fehlentscheidungen der Führungen der Arbeiter- und kommunistischen Parteien des Realsozialismus, genauso wie die mantraartig vorgetragene Propaganda der BRD-Oberen, dass mit dem Ende des Sozialismus „blühende Landschaften“ auf die Menschen in Ostdeutschland warteten. Dass das kein Schicksal war, sondern eine bloße Lüge, durften und dürfen die Menschen in Ostdeutschland seit 30 Jahren erleben, denn auf den sog. „Mauerfall“ folgten Elend, Arbeitslosigkeit und Kahlschlag.

Der 9. November ist aber auch das Datum, mit dem wir die Novemberrevolution von 1918 und eine Hoffnung auf die Überwindung der Klassengesellschaft verknüpfen. Auch Revolutionen sind kein Schicksal, sie müssen, wie die Geschichte, gemacht werden. Sich in ein Schicksal ergeben, heißt, dass man für sich entscheiden lässt und hinnimmt, was passiert. Zu was das führen kann, das haben die schwärzesten der 9. November bewiesen.

Was aber möglich ist, das zeigt nicht nur der 9. November 1918, sondern jeder Tag, an dem wir als Klasse gemeinsam für eine Zukunft ohne Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Faschismus kämpfen!

Wenn ihr mehr über die Novemberrevolution lesen wollt, empfehlen wir Stefan Bollingers „November 18 – Als die Revolution nach Deutschland kam“. Und zur Scheinheiligkeit des Westens und seiner „Blühende Landschaften“-Propaganda könnt ihr mehr in unserer DDR-Broschüre lesen: https://www.sdaj.org/material/ddr/

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DDR-Broschüre
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