Dennis (20) aus Hannover arbeitet als Aushilfe bei Netto. Er berichtet von den Arbeitsbedingungen im Supermarkt während der Corona-Krise:

Die Arbeitsbedingungen bei Netto waren schon immer miserabel: wenig KollegInnen, Mindestlohn und viele Überstunden, gerade bei den VollzeitkollegInnen. Das war alles nicht neu. Doch dann kam die Corona-Krise und auf einmal wurde aus der 40 Stunden-Woche bei den KollegInnen ganz schnell mal eine 50-60 Stunden-Woche. Regale mussten noch schneller aufgefüllt werden und die Lieferungen wurden immer größer. Der Druck aus der Chefetage wuchs. Für die Konzernbosse war das nichts schlechtes, denn sie machten das Geschäft ihres Lebens. Doch bei uns blieb wie immer nichts davon hängen. Obwohl die Aufmerksamkeit für systemrelevante Berufe, wie z.B. PflegerInnen oder eben wir Beschäftigte im Einzelhandel, so groß wie nie war, gab es außer Solidaritätsbekundungen nur wenig für uns.
Eine Erhöhung unserer Löhne und mehr Personal wäre die richtige Antwort auf unsere Mühen, die Gesellschaft am Laufen zu halten, gewesen. Doch das hätte für die Kapitalisten deutliche Einbußen der Profite bedeutet und sie kamen mit einer für sie besser passenden Lösung. Statt einer Gefahrenzulage oder einer Prämie für alle Beschäftigten lud man uns gönnerhaft zu einem exklusiven Online-Konzert von Peter Maffay ein. Das war der Dank für alles was wir geleistet hatten. Was an Dreistigkeit kaum zu überbieten war, kam auch bei den KollegInnen nicht gut an. „Eigentlich müssten wir mal so richtig streiken“ und „Wir buckeln uns krumm und was bekommen wir dafür? Ein scheiß Konzert?“, war bei den KollegInnen häufig zu hören. Doch ein Gutes lässt sich daraus ziehen: nicht nur die Profite der Kapitalisten wachsen, sondern auch das Klassenbewusstsein, zumindest niedrigschwellig. Das zeigt auch der Gewerkschaftseintritt einiger KollegInnen.

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